Biologie und Ökologie der Fledermäuse

Abstammung & Systematik
Fledertiere (Chiroptera) stammen von baumbewohnenden Insektenfressern (evt. auch von Fruchtfressern) ab. Sie wurden bis vor kurzem in die Unterordnungen Flughunde (Megachiroptera) und Fledermäuse (Microchiroptera) eingeteilt. Neueste molekulargenetische Studien zeigen aber, dass die Flughunde näher mit der Gruppe der "Hufeisennasen-Verwandten" verwandt sind, als mit den übrigen echoortenden Fledermäusen. Daher werden die Fledermäuse derzeit folgendermaßen unterteilt: Die Pteropodiformes umfassen die Flughunde (1 Familie) und die Hufeisennasen-Verwandte (5 Familien), die Vespertilioniformes die übrigen 13 Familien.


Vespertilioniformes

© A. Zahn

Artenzahlen
Körperbau (Morphologie)
Folgende charakteristische Merkmale zeichnen den Köperbau der Fledermäuse aus:


Alter
Viele Fledermäuse überleben den ersten Winter nicht. Wenn sie ihn jedoch überleben, können sie durchschnittlich 2-5 Jahre alt werden. Für einzelne Individuen wurde aber sogar ein Höchstalter von bis zu 30 Jahren nachgewiesen!

Fortpflanzung

Paarungen finden vom Herbst bis zum Frühjahr statt.
Die Weibchen speichern die Spermien während des Winterschlafes. Die Befruchtung der Eizellen erfolgt erst im Frühjahr nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf. Ab April - Mai finden sich die Weibchen in so genannten Wochenstuben ein, wo sie die Jungen zur Welt bringen und aufziehen.



Die Tragzeit beträgt je nach Fledermausart und Witterung 6-8 Wochen. Es wird meist nur ein Junges pro Jahr und Weibchen geboren, seltener gibt es Zwillinge. Die Geburten erfolgen zumeist im Juni-Juli. Bereits in der ersten Nacht fliegen die Mütter zum Jagen aus und kommen 2-4 mal pro Nacht zum Säugen zurück. Nach ca. 4-5 Wochen beginnen die Jungen zu fliegen.

Koloniegrößen

Jungtiere
von Kleinen Hufeisennasen wiegen bei der Geburt weniger als 2 Gramm.

© P. Angeli

Quartiere
Alle heimischen Arten verbringen den Tag und den Winterschlaf in Quartieren: Sommerquartiere finden sich in und an Gebäuden (Dachböden, aber auch Spaltenquartiere) und sonstigen menschlichen Objekten (z.B. Brücken) sowie in und an Bäumen.
Winterquartiere befinden sich in unseren Breiten meist in Höhlen, Stollen, Bäumen oder auch in Holzstapel und vermutlich in Gebäuden.



Winterschlaf
Heimische Fledermäuse halten Winterschlaf, da ihre Nahrung - die Insekten - in der kalten Jahreszeit nicht mehr zur Verfügung steht. Ein echter Winterschlaf ist durch folgende Charakteristika gekennzeichnet:



Wenngleich der Stoffwechsel nur mehr auf Sparflamme läuft, Energie wird trotzdem verbraucht. Um den Winter zu überleben legen sich die Fledermäuse daher im Herbst ca. 20-30% des Körpergewichtes zusätzlich an Fettreserven an.

Die Energiereserven der Fledermäuse sind nicht unbegrenzt und jeder Aufwachvorgang braucht viel Energie. Wichtig ist daher, winterschlafende Fledermäuse nicht zu stören, da dies ungeplante hohe Energieverluste mit sich bringt. Also, winterschlafende Fledermäuse unbedingt in Ruhe lassen!

Ultraschall-Echo-Orientierung

Fledermäuse erzeugen Ultraschall-Rufe im Kehlkopf und stoßen sie über den Mund (Glattnasen) oder die Nase aus (Hufeisennasen). Die zurückkommenden Echos werden zu einem Hörbild verarbeitet.

So einfach dieses Prinzip ist, so viele technische Probleme gilt es für die Fledermäuse zu lösen, damit sie ihren Weg durch die dunkle Nacht finden und Nahrung erbeuten.

Lautbeispiele

Kleine Bartfledermaus
(Myotis mystacinus)



© W. Forstmeier

Zwergfledermaus
(Pipistrellus pipistrellus)



© P. Angeli

Ernährung
Alle heimischen Arten ernähren sich von Insekten und anderen Arthropoden, wie z.B. Spinnen (Ausnahmen: die Wasserfledermaus kann im Laborversuch kleine Fische fangen und der Riesenabendsegler erbeutet auch Vögel).

Weltweit gibt es Fledermausarten, die Wirbeltiere wie Kleinsäuger, Frösche, Reptilien, Vögel, andere Fledermäuse oder Fische erbeuten. Andere Arten ernähren sich hauptsächlich vegetarisch von Früchten, Blüten, Nektar, Pollen und auch Blättern.
Von Blut ernähren sich nur 3 Arten in Mittel- und Südamerika.

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